Du tust mir kund den Weg zum Leben. Ps 16, 11

Du tust mir kund den Weg zum Leben. Ps 16, 11

Du tust mir kund den Weg zum Leben. Ps 16, 11

# Glaubensimpuls

Du tust mir kund den Weg zum Leben. Ps 16, 11


Die (Sprach-)Welt der Psalmen nimmt mich immer wieder neu für sie ein. Ich staune über ihre Schönheit, über ihre Tiefe und die Bilder, die sie in mir beim Lesen und Beten entstehen lassen. Jedes Wort ist kostbar und reichhaltig. Jedes Wort kann etwas öffnen oder in Resonanz bringen. Auch mit dem Monatsspruch für Februar aus Psalm 16 ergeht es mir so. Du tust mir kund den Weg zum Leben.

Der Betende richtet seine Worte an Gott und diesen spricht er hier ganz vertrauensvoll mit Du an. Mir gefällt, wie sich in diesem Vers die Beziehung zwischen Gott und dem Betenden zeigt. Es gibt einerseits ein Du und anderseits ein Ich („mir“). Da ist ein Unterschied, eine Polarität vielleicht. Dabei kommt mir sofort Martin Buber in den Sinn: Der Mensch wird am Du zum Ich. Wir brauchen dieses Gegenüber, besonders dieses Gegenüber in Gott. Mit Gott stehen wir in einer existentiellen Beziehung.

Der Betende aus Psalm 16 ist sich sicher: Gott handelt und zwar an ihm selbst. Gott tut ihm den Weg zum Leben kund. Man kann auch übersetzen: Du zeigst mir den Weg zum Leben. Oder: Du lässt mich den Weg des Lebens erkennen. Bemerkenswert, dass Gott handelt indem er dem Betenden Möglichkeiten aufzeigt, selbst aktiv zu sein. Gott tut kund/zeigt/lässt erkennen.

Gottes Handeln eröffnet Handlungsmöglichkeiten für den Betenden. Der Betende kann entscheiden, ob er diese Möglichkeiten für sich in Anspruch nimmt oder nicht. Ob er den Weg zum Leben beschreitet oder nicht. Für mich liest sich das so, als würde Gott dem Menschen auch vertrauen. Gott zeigt ihm einen Weg auf, aber er lenkt nicht seine Schritte. So viel Freiheit haben wir. So viel Eigenständigkeit. Und auch: so viel Verantwortung für das eigene Leben.

Wir erleben spätestens seit 2020 eine Zeit der großen Krisen, Umbrüche und Unsicherheiten. Ob es „besser“ wird im neuen Jahr? Wir wissen es nicht. Wir hoffen darauf und beten darum, ja. Ich glaube, es ist hilfreich und wichtig, sich immer wieder der eigenen Kraftquellen bewusst zu werden. Also an die Beziehungen zu denken, die uns gut tun, nicht zuletzt die Beziehung zu Gott. Aber auch an die Möglichkeiten und Spielräume, in denen wir aktiv und selbstwirksam sein können. Wo wir etwas tun können und das auch spüren. Auch unsere Gemeinde kann hierfür ein guter Ort sein.

Der Weg zum Leben ist nicht nur eine schöne, sehr alte Formulierung aus dem Psalmen. Der Weg zum Leben wird jedem und jeder von uns auch jetzt kundgetan. Eine immerwährende, wohlwollende und verheißungsvolle Einladung, die auch für 2025 gilt.

Susanne Brusch, Evangelische Kirchengemeinde Französisch Buchholz

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