„Das Land, in dem Milch und Honig fließen…“ (nach 4. Mose 13,27)

„Das Land, in dem Milch und Honig fließen…“ (nach 4. Mose 13,27)

„Das Land, in dem Milch und Honig fließen…“ (nach 4. Mose 13,27)

# Ausbildungsprojekt am Kilimanjaro

„Das Land, in dem Milch und Honig fließen…“ (nach 4. Mose 13,27)

Machame im Land der Chagga am Kilimanjaro liegt zwischen den Flüssen Mariere und Kikafu. Hier befinden sich die Ortschaften Uswaa, Uraa, Nkwatira und Woongo, unsere Partner in Tansania, mit denen wir seit nunmehr 30 Jahren die Berufsschule „Uraa Vocational Training Centre“ (UVTC) betreiben. Seit einem Monat ist zu den 4 Trägergemeinden eine fünfte hinzugekommen: Nronga.

Nur durch eine Schlucht von Woongo und Nkwatira getrennt liegt diese Gemeinde in direkter Nachbarschaft. Die Schwestern und Brüder dort wollen das Angebot des UVTC nicht nur zukünftig auch für die Mädchen und Jungen ihrer Gemeinde öffnen, sondern sich auch aktiv in die Bewerbung und die Mitarbeit am Betrieb der Handwerksschule einbringen. Die Kontakte in diese Gemeinde sind seit Jahren kontinuierlich gewachsen und die Zusammenarbeit auf einigen Gebieten großartig entwickelt worden. Vorn an steht die ökonomische Verflechtung durch ein besonderes Projekt:

„Nronga Dairy Milk“. Das ist die Überschrift über eine erfolgreiche Frauenkooperative, die täglich Milch der Kühe in Machame einsammelt, weiterverarbeitet und vertreibt. Besitz und Pflege der Kühe ist Frauensache, und so können sie mit dem Verkauf ihrer Milch eigenes Einkommen generieren. Seit zehn Jahren liefern sie an staatliche Schulen zweimal in der Woche Milch für etwa 6000 Schülerinnen und Schüler. Die Milch wird in Boma Ngombe, einer Stadt in der Massai-Ebene, verarbeitet und auch als Joghurt und gesalzener Butter in den großen Städten bis nach Daressalam vermarktet. Die Kooperative ist die drittgrößte in Tansania für die Milchverarbeitung und die größte als Frauenprojekt.

In Woongo wiederum wächst in den letzten Jahren ein von Spendern in Berlin gefördertes Honigprojekt. In diesem Jahr wurde zum ersten Mal geerntet, und das Ergebnis ist bei ca. 20 Bienenkästen durchaus beeindruckend: es gab über 40 Liter Honig! Angelegt ist das Projekt auf 400 Bienenstöcke. Mit den Verkaufserlösen soll ein Haus gebaut werden, in dem der Honig professionell verarbeitet und vermarktet werden soll. Dieses Angebot wird dann ebenfalls für alle Imker in Machame genutzt werden können.

Es sind schöne Beispiele für die Zusammenarbeit in der Region, in die das UVTC mit der Berufsschule ebenfalls eingebettet ist.

In dieser sind allerdings noch die Auswirkungen der Coronazeit zu spüren. Die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Pandemie, schlechte landwirtschaftliche Erträge durch außergewöhnliche Trockenperioden der zurückliegenden Jahre, eine Vielzahl von staatlichen Schulgründungen im Vorwahlaktivismus (es wird in diesem Jahr in Tansania gewählt) und der Neigung ärmerer Familien, ihren Kindern eine schnelle, wenig qualifizierte Ausbildung zu gewähren, um sie möglichst schnell zu Mitverdienern zu machen, führen zu einer nicht zufriedenstellenden Auslastung des UVTC. Hinzu kamen verzögerte Entscheidungen zum Schulbetrieb, die die Rückkehr zu einem soliden Schulbetrieb empfindlich gestört haben.

Die vielen Gespräche und Beratungen mit kirchlichen und kommunalen Personen während des jüngsten dreiwöchigen Aufenthaltes einer ehrenamtlichen Delegation unserer Partnerschaft aus Berlin, konnten helfen, wichtige Entscheidungen für eine verheißungsvollere Zukunft der Handwerksschule vorzubereiten.

Ein neuer Vorsitz im Verwaltungsrat wurde gewählt, Renovierungen tatkräftig angegangen, Absicherungen der bestehenden Gebäude vor der jetzt beginnenden Regenzeit umgesetzt, Rentenversicherungsbeiträge eingezahlt, moderne Handwerkzeuge für die Ausbildung angeschafft, die Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen der Handwerksschule gefördert und die Anschaffung eines neuen Regenwassersammeltanks finanziert. Über 30000 € konnten wir so an Spenden übergeben, davon 8000 € für Stipendien zur Ermöglichung der Ausbildung junger Frauen und Männern aus armen Familien in unserer Schule.

Zum letzteren ein Beispiel: Zamzan wurde uns vorgestellt. Eine völlig verzweifelte 16jährige junge Frau, die nach schlimmer Misshandlung durch den eigenen Vater ohne jede Perspektive ins eigene Leben blickte. Mutter und Tante, selbst am Existenzminimum, waren nicht in der Lage, ihr eine Ausbildung zu finanzieren. Durch die zur Verfügung stehenden Stipendienmittel hat sie nun die Sicherheit, eine dreijährige qualifizierte Ausbildung zur Schneiderin in unserer Schule zu absolvieren.

Unbeschreiblich, wie glücklich sie diese bereits in unserer Anwesenheit begonnen hat! Was für ein Segen für diese junge Muslima!

Noch vor Ostern wird es in Machame einen „Uraa-Tag“ geben, bei dem regelmäßige Unterstützer aus dem Kreis der ehemaligen Schülerinnen und Schüler und ihrer Familie gewonnen werden sollen. Die Gemeinden werden so einen eigenen Fonds bekommen, aus dem sie zukünftig den laufenden Betrieb der Handwerksschule mitfinanzieren können. Bischof Dr. Frederik Shoo hat seine kräftige Unterstützung zugesagt, den Schulleiter eingeladen, bei den zahlreichen und sehr gut besuchten Gottesdiensten unter seiner Leitung in den Abkündigungen für unsere Handwerksschule in der Landeskirche zu werben!

Das „Uraa Vocational Training Centre“ ist eingebettet in das ernsthafte Unternehmen der fünf Gemeinden, in Machame zu einem wirtschaftlichen Aufschwung zu gelangen. Vielleicht ist der obige Vergleich mit dem „Verheißenen Land“ etwas übertrieben – das Machame aber ein Gebiet werden kann, in dem Milch und Honig fließen, ist Ziel der Menschen vor Ort.
Unsere Handwerksschule wird von solchem Aufschwung profitieren und weiterhin – mit Gottes Segen! – wie seit 30 Jahren jungen Männern und Frauen Wege in die Zukunft öffnen. Die Gemeinden vor Ort arbeiten sehr und leidenschaftlich daran.

Mögen wir dieses Projekt auch weiterhin mit treuen Spenden unterstützen können – Herzlichen Dank allen, die das durch so viele Jahre ermöglicht haben!

Martin Kirchner, Superintendent i.R.

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