02/07/2024 0 Kommentare
Glaubensimpuls zum Monatsspruch Februar
Glaubensimpuls zum Monatsspruch Februar
# Glaubensimpuls
Glaubensimpuls zum Monatsspruch Februar
Alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit.
(2 Tim 3,16)
Hand aufs Herz: Finden Sie das sinnvoll? Die Heilige Schrift soll nützlich sein für Lehre, Zurechtweisung, Besserung, Erziehung in der Gerechtigkeit – das sind doch alles Dinge, die wir heute als erwachsene Menschen eher problematisch finden, oder? Wer von uns will denn zurechtgewiesen werden? Nein – nützlich in diesem Sinne scheint die Bibel heute nicht zu sein. Und von Gott eingegeben? Naja…. vieles, was da drinsteht klingt allzu menschlich. Ja, gut, als Sprachdenkmal besitzt sie bei den Gebildeten eine gewisse Achtung. Aber wenn wir Probleme lösen müssen oder Entscheidungen anstehen – nehmen wir da die Bibel zur Hand?
Ja, früher natürlich, als die Bibel das einzige Buch war, was überhaupt zur Verfügung stand, da war das anders. Die Kinder lernten damit Lesen, die Geschichten dienten der Unterhaltung und Ablenkung, die reichlich eingestreuten moralischen Forderungen dienten als Richtschnur im Alltag, die Psalmen funktionierten als Gebetbuch und die Apokalypse als Bilderbuch für Utopien oder sie beschäftigte allerlei dystopische Phantasien. Die Künstler bedienten sich der Figuren als Vorlagen für Dekorationen aller Art, wer ein Vorbild suchte, der hatte in Jesus ein tolles Beispiel und die Kranken hatten etwas, worauf sie im Sterben noch hoffen konnten, denn den Placebo und das Morphium gab es noch nicht.
Aber heute? Als kulturprägende Macht hat die Bibel scheinbar ausgedient. Die Fragen freilich sind geblieben: Woher bekommen wir unsere Orientierung, wenn es darum geht, gemeinsame Ziele zu finden? Wie verfahren wir, wenn Selbstkorrektur notwendig wird oder Kritik angebracht ist an dem Verhalten der Nachbarn und Zeitgenossen? Wie kommen wir heraus aus den Stimmungstälern und wie verbessern wir unsere verkorksten Beziehungen? Und welche Wege finden wir zur gerechten Abwägung von Interessen? Kann die Heilige Schrift da nicht doch nützlich sein?
Recht betrachtet ist die Bibel noch immer die Basis der Prinzipien, auf denen unsere Rechtsordnung errichtet ist und zugleich der beste Kommentar dazu. Es gibt zum Beispiel keine bessere Erklärung zum § 323c des Strafgesetzbuches als die Geschichte vom barmherzigen Samariter. Auch zum Thema Selbstkorrektur gibt es sehr interessante und auch nützliche Hinweise zum Beispiel beim Evangelisten Matthäus. Dort heißt es Kap 18, 15f: Sündigt aber dein Nächster, so geh hin und weise ihn zurecht zwischen dir und ihm allein. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. Hört er nicht auf dich, so nimm noch einen oder zwei zu dir, damit jede Sache durch zweier oder dreier Zeugen Mund bestätigt werde. Hört er auf die nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er auch auf die Gemeinde nicht, so sei er für dich wie ein Heide und Zöllner.
Ob Bibellektüre allein uns freilich zu besseren Menschen machen kann – da bin ich eher zurückhaltend. Geschichten über Wunder können keine Wunder bewirken. Aber sie können uns vielleicht viele Dinge bewusst machen. So haben wir es am Ende leichter, mit unseren Problemen konstruktiv umzugehen und leben zu lernen. Und wenn Besserung nicht nur moralisch verstanden wird, sondern auch therapeutisch oder ästhetisch, dann bin ich unbedingt dafür, die Bibel zu nutzen. Vor allem das Buch der Psalmen. Wie oft habe ich es selbst erlebt, dass die Bildworte aus diesem Gebetbuch heilende Kraft auf meine Vorstellungswelt ausübten gerade dann, wenn einem die Worte fehlten.
Dass der Mensch übrigens nicht von Natur aus gerecht ist und Gerechtigkeit liebt, sondern immer wieder dazu gebracht, ja bisweilen dazu leider gezwungen werden muss, das ist eine Tatsache. Kein Geringerer als der große Gotthold Ephraim Lessing bezeichnete ja das Christentum als „Erziehung des Menschengeschlechts“ durch Aufklärung und Gottesliebe.
Seit den Tagen Lessings hat das keineswegs an Bedeutung verloren. Freilich scheitern auch Christenmenschen und sogar sich christlich nennende Völker und Staatenlenker immer wieder an dieser großen Aufgabe. Aber die Notwendigkeit, die Lasten für das als richtig erkannte Ziel gerecht zu verteilen bleibt eine dauernde Herausforderung in der Beziehung, in der Familie, im Staat und im Verhältnis der Völker insgesamt. Ich finde da in der Bibel viele Hinweise und lehrreiche Geschichten, wie das gelingen kann. Wenn man die Bibel so zu nutzen weiß, dann ist sie eine unerschöpfliche Fundgrube. Aber dazu ist eine Entscheidung notwendig. Von sich aus redet die Bibel nicht, ich muss sie fragen, ich muss sie auch im Alltag nutzen, ich muss sie schlicht kennen und lesen. Dass wir diese gewaltige Ressource nicht noch mehr ausschöpfen liegt einfach oft an fehlender Übung. Warum gehen wir jeden Tag joggen oder machen Yoga, um unsere Muskeln zu trainieren aber bleiben z.B. am Sonntag zu Hause, wo es darum geht, geistlich und spirituell sich einzuüben und in der Heiligen Schrift zu lesen?
Möge auch dieses Jahr in unserer Gemeinde in diesem Sinne ein Jahr mit der Bibel sein: lehrreich, kritikfähiger machend, Besserung bewirkend, zu mehr Gerechtigkeit erziehend, voll tiefer Weisheit, unterhaltsam und dabei ästhetisch auf allerhöchstem Niveau. Bleiben Sie wach und lassen Sie sich einladen zu den vielen Gottesdiensten, zur Bibelwoche, zu den verschiedenen Gemeindeveranstaltungen, um über die Heilige Schrift ins Gespräch zu kommen, damit wir es noch besser schaffen, sie zu nutzen, wie es Gott gefällt: zur Besserung und Aufklärung, zu unserem Heil, zu innerem und äußeren Frieden. Denn das haben wir bitter nötig.
Mit herzlichen Segensgrüßen,
Ihr Hagen Kühne (Pfarrer Ev. Kirchengemeinde Blankenburg)
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