Glaubensimpuls zum Monatsspruch Juli

Glaubensimpuls zum Monatsspruch Juli

Glaubensimpuls zum Monatsspruch Juli

# Glaubensimpuls

Glaubensimpuls zum Monatsspruch Juli

Gedanken zum Monatsspruch Juli 2024
„Du sollst dich nicht der Mehrheit anschließen, wenn sie im Unrecht ist.“ (nach 2 Mose 23,2) 

Gott hat das Volk Israel aus der Knechtschaft in Ägypten herausgeführt. Auf ihrer Wanderung erhält Israel am Sinai die „Zehn Gebote“ als Richtschnur für ein gelingendes Leben in der von Gott gewährten Freiheit (2 Mose 20), hier schließt Gott seinen Bund mit seinem Volk Israel (2 Mose 24). In den Kapiteln 20-23 werden im sogenannten „Bundesbuch“ weitere rechtliche Bestimmungen für das Verhalten der Israeliten zusammengefasst. Kapitel 23 beginnt mit „Geboten der Gerechtigkeit und Nächstenliebe“ oder – anders übersetzt – „Vorschriften für ein wahrhaftiges und ehrenhaftes Verhalten, besonders vor Gericht“. Vers 2 heißt in der „Gute Nachricht Bibel“ vollständig: „Schließ dich nicht der Mehrheit an, wenn sie auf der Seite des Unrechts steht. Musst du in einer Gerichtsverhandlung als Zeuge aussagen, so beuge dich nicht einer Mehrheit, die das Recht verdreht.“ Vers 7 macht noch deutlicher, worum es hier eigentlich geht: „Verweigere deine Mitwirkung bei einem betrügerischen Prozess“. Die zu unserem Monatsspruch verkürzte Form des Verses weitet seine in der Bibel nur auf Gerichtsprozesse bezogene Bedeutung auf das Zusammenleben in der Gesellschaft insgesamt aus. „Mehrheiten“ finden wir heute in unterschiedlichsten Ausprägungen. Sie folgen Moden und Trends, dem, was „angesagt ist“. Sie folgen aber auch demagogischen Politikern und charismatischen Religionsführern – die Attribute sind austauschbar – oder sogenannten „Influenzern“. Die Medien wie Presse, Fernsehen und Internet, inklusive verschiedener Formen von Werbung, haben dabei einen entscheidenden Anteil an der Bildung von Meinungen und Mehrheiten, aber sie sind oft von Interessen wirtschaftlicher oder politischer Art geleitet. Es ist daher umso wichtiger, sich um eigene Meinungen zu bemühen und dann auch für sie einzustehen. Immanuel Kant, dessen 300. Geburtstag in diesem Jahr begangen wird, hat dies als Motto der Aufklärung formuliert: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“ Dabei müssen wir aber auch immer Gottes Willen und seine Gebote bedenken. 20 Mehrheiten beanspruchen oft für sich, die allein richtigen Wahrheiten zu besitzen – und sie durchsetzen zu müssen, oft auch mit Gewalt. Es braucht dann Mut, seine eigene Meinung gegen die Menge zu behaupten, gegen den Strom zu schwimmen. Als Christen sind wir durch Jesus von der „Knechtschaft der Menge“ erlöst und zur „Freiheit der Kinder Gottes“ berufen. Diese Freiheit müssen wir ehrlich und aufmerksam hüten als Basis eines christlichen Lebens. Auch in frommen Kreisen gibt es ja Moden, Strömungen und Schlagworte, Gruppenbildungen. Wer da nicht mitmacht, dessen Glaubensstellung wird schnell angezweifelt oder er wird ausgegrenzt. Um eigene Meinungen und Glaubensgewissheiten zu vertreten sind Mut und Durchsetzungsvermögen gefragt. Die Kraft dazu können wir erbitten, wie im Gebet des Theologen und Schriftstellers Samuel Keller (1856-1924): „Herr Jesus, du bist allein mir mehr wert als die Menge. Schließe mich inniger und fester an dich und mach mein Herz fest, dass ich nicht zittre vor dem Urteil der Menge und nicht buhle um ihren Beifall. Du sollst mein Führer sein und bleiben.“ 

Gottfried Pescheck
Ev. Kirchengemeinde Berlin-Heinersdorf

Dies könnte Sie auch interessieren

0
Feed