02/07/2024 0 Kommentare
Glaubensimpuls zum Monatsspruch April
Glaubensimpuls zum Monatsspruch April
# Glaubensimpuls
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Glaubensimpuls zum Monatsspruch April
Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt. (1 Petr 3,15)
Der 1. Petrusbrief stammt aus einer Zeit, in der Christ*innen großen Bedrängnissen ausgesetzt waren. Sie wurden von den Behörden verfolgt, litten aber auch unter sozialer Ausgrenzung. Die Gläubigen seien „Fremde und Gäste“ in der irdischen Welt. Unsere Situation heute ist mit jener Zeit damals nur begrenzt vergleichbar. Wir Christenmenschen in Deutschland werden nicht von der Obrigkeit unterdrückt. Wir erfahren keine Hetze oder Gewalt. Eher sehen wir uns mit einer zunehmenden gesellschaftlichen Gleichgültigkeit konfrontiert und mit einem stark wachsendem Mitgliederschwund. Spätestens seit Veröffentlichung der ForuM-Studie muss die Kirche sich berechtigter Kritik in der Öffentlichkeit stellen und sich selbst fragen, wie glaubwürdig sie ist. Denn viel zu lange hat sie Raum für Gewalt an Schutzbedürftigen ermöglicht und begünstigt. Die Sicherung der Institution war wichtiger als der Schutz der Menschen. Eine schreckliche, beschämende Erkenntnis. Der 1. Petrusbrief fordert dazu auf, dass am Lebenswandel etwas von der christlichen Hoffnung sichtbar werden soll. Wie wir leben, solle einen Unterschied machen und ja, das könne zu Konflikten und Reibungen führen. Seine Worte stammen aus dem 1. Jahrhundert nach Christus und haben ihren Weg in die Bibel gefunden. Sie hatten damals Gewicht und sollten es bis in die Gegenwart haben. Als Christ*innen sind wir dazu aufgefordert, über unsere Hoffnung Rechenschaft abzulegen, jederzeit Rede und Antwort zu stehen. Kurz: Sprachfähig zu sein, wenn es darauf ankommt. Ich glaube, diese Zeit ist jetzt. Unsere Stimmen werden gebraucht, aber auch noch mehr. Um Schuld zu bekennen, um Fragen zu stellen, zu klagen, miteinander zu reden, um zu diskutieren und um so gehbare Wege zu finden heute und hier Christin oder Christ zu sein. Es ist bitter und unendlich schmerzhaft, dass unter dem Dach der Kirche Menschen Leid zugefügt wurde. Wir sollten ein sicherer Ort sein für alle. Ein Ort, der von Hoffnung spricht, aber eben nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten. Wir glauben daran, dass Gott sich in Jesus Christus den Menschen rettend und wohlwollend zugewandt hat – in besonderer Weise den Armen, den Ausgegrenzten und den Schutzbedürftigen. Wo wir Bedürftigen (Hungrigen, Durstigen, Gefangenen, Kranken … Mt 25,44) helfen, helfen wir Jesus Christus. Wo wir das nicht tun, werden wir unserem Auftrag nicht gerecht, wir handeln ihm zuwider. Das nimmt uns deutlich in die Verantwortung. Die Botschaft von Jesus Christus richtet sich an alle Men schen. Liebe ist stärker als Hass. Das Leben siegt über den Tod. Gott ist da und wirkt mitten unter uns. Mögen wir von dieser Hoffnung erfüllt sein und auf sie vertrauen. Auch und gerade jetzt. Es ist gut, wenn wir als Kirche unsere Verfehlungen transparent machen und Verantwortung übernehmen, wenn wir Strukturen ändern und uns besinnen auf unseren eigentlichen Auftrag als Christ*innen in der Welt.
Pfarrerin Susanne Brusch
Ev. Kirchengemeinde Französisch Buchholz zu Berlin
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